Diese Neuinterpretation des klassischen Sekretärs spricht besonders mobil lebende Nutzer an – und das seit nunmehr 10 Jahren! Pünktlich zum Jubiläum ist nun die Sonderedition mit Linoleum-Beschichtung erschienen. Grund genug, um mit Designer Michael Hilgers über seinen erfolgreichen „flachen Kumpel“ zu sprechen.
Michael, jetzt feiert der Entwurf FLATMATE tatsächlich schon 10-jähriges Jubiläum und ist als Homeoffice-Möbel beliebter denn je. Was macht den Entwurf für dich so besonders?
MH: Der anhaltende Erfolg des FLATMATE bestätigt mich immer wieder darin, dass mein seinerzeit etwas gewagter unternehmerischen Ansatz, mit meinem Designstudio primär innovative funktionale Produkte für (Markt)Nischen zu entwickeln, absolut richtig war: Anfang der 2010er konnte man nicht erahnen, wie relevant ein raumsparendes Möbel für das Arbeiten von daheim einmal werden könnte, denn an astronomische Immobilienpreise, Pandemien oder das nun allgegenwärtige Thema Home Office war nicht zu denken. Heute hat FLATMATE seinen eigenen Markt geschaffen und natürlich auch Teile unserer Branche „inspiriert“; darauf bin ich ein wenig stolz. Darüber hinaus ist FLATMATE nicht einfach ein Entwurf unter vielen, sondern steht für mich auch für einen wichtigen Lebensabschnitt: Ich habe mit diesem (wortwörtlich übersetzt) flachen Kumpel nahezu alles durchlebt: Wir haben Designpreise gewonnen, wir sind kopiert worden, er hat mir geholfen, als Designer bekannter zu werden und meine eigene Linie zu finden und letztendlich ist FLATMATE natürlich auch Teil meiner wirtschaftlichen Existenz. Uns als Hersteller liegt das Thema „Nachhaltigkeit“ besonders am Herzen. Du hast mal so schön gesagt, dass der FLATMATE diesen Nachhaltigkeitsgedanken bereits als DNA in sich trägt. Was genau meinst du damit?
MH: Aktuell wird vor allem von den großen Online-Möbelhändlern nahezu jedes Billigmöbel mit dem meist ziemlich inhaltsleeren Attribut „nachhaltig“ versehen: Schreibtische, Kommoden usw. werden irgendwo in Osteuropa oder Asien aus Spanplatten zusammengeschustert; am Ende wird das Ganze dann mit Schubkastengriffen aus „nachwachsenden Rohstoffen“ und irgendeiner abstrusen Zertifizierung versehen. Das Marketing gibt dem Produkt dann noch einen skandinavisch anmutenden Namen und fertig ist ein für den Laien „nachhaltig“ erscheinendes Produkt. Das ist greenwashing und hat mit Nachhaltigkeit im ursprünglichsten Sinne nichts zu tun: Die Kunden werden im Irrglauben belassen, dass Konsum ab sofort gut für die Umwelt sei und man kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man möglichst viele vermeintlich nachhaltige Billigprodukte kauft. Das gilt natürlich für nahezu jede Branche. Der Begriff Nachhaltigkeit stammt eigentlich aus der Forstwirtschaft und bedeutet, dass lediglich so viel Holz zu schlagen ist, wie auch nachwachsen kann: Hätten wir vor 10 Jahren zu Beginn der FLATMATE-Fertigung vor das Müller Firmengebäude den Setzling einer europäischen Birke (also das Material, aus dem das verwendete Schichtholz besteht) gepflanzt, würde dieser Baum heute das benachbarte Mehrfamilienhaus überragen. FLATMATE benötigt durch sein Konzept darüber hinaus bei vollem Funktionsumfang rund 60 Prozent weniger Material als ein vergleichbares Korpusmöbel mit „normaler“ Tiefe. Das ist Nachhaltigkeit im wortwörtlichen Sinne. FLATMATE wird sich vermutlich noch in zahlreichen Wohnungen nützlich machen, wenn die Werbeagenturen das aktuell heißeste Thema „Sustainability“ längst vergessen haben: Durch seine schlichte minimalistische Gestaltung passt sich der Sekretär jedem Zeitgeist an. FLATMATE füllt räumliche sowie funktionale Nischen und ist dadurch nicht einfach nur ein beliebiges, leicht ersetzbares Trendmöbel, sondern dient über viele Jahre als unauffälliger, praktischer Mitbewohner, der nicht altert. In Verbindung mit der hochwertigen Verarbeitung „Made in Friesland“ und traditionell aus Nordeuropa stammenden Rohstoffen ist FLATMATE ein potentielles Erbstück. Will sagen: FLATMATE interessiert sich nicht im mindesten für das allzu oft oberflächlich interpretierte Trendthema Nachhaltigkeit - denn er ist es einfach seit 10 Jahren von seiner Grundidee her. Er kann nicht anders. Er ist authentisch.
Als Jubiläumsedition ist der FLATMATE ab sofort in einer Linoleum-Ausführung erhältlich. Was macht dieses Material für dich so passend?
MH: Meist werden lediglich Nutzflächen (also z. B. Schreibtischplatten) aufgrund der überaus angenehmen haptischen, antistatischen und robusten Eigenschaften mit Möbellinoleum versehen: FLATMATE ist meines Wissens nach der erste Sekretär, der nun komplett (also innen wie außen) in diese aus nachwachsenden Rohstoffen bestehende Oberfläche gekleidet wird: Durch die geschlossene Verarbeitung auf Gehrung wirkt diese Edition des Sekretärs nun wie ein Monolith, ein Kubus aus einem ungewöhnlichen, hochwertig anmutenden weitestgehend natürlichen Material. Die Hülle bestehend aus 2 mm starkem Forbo Desktop aus Leinöl, Harzen, Holz- und Kalksteinmehl verleiht dem minimalistischen Möbel in Verbindung mit den neuen wohnlichen Farben eine zusätzliche sinnliche Komponente; man erlebt den kompakten Klassiker nun völlig neu: Da Linoleum sich an die Umgebungstemperatur anpasst, besitzt FLATMATE eine überaus angenehme Haptik. Der dezent-charakteristische Duft der pflegeleichten Oberfläche verleiht dem pragmatisch-funktionalen Sekretär eine zusätzliche neue Qualität: Man möchte ihn einfach andauernd berühren… Steigende Immobilienpreise und Wohnraumknappheit verlangen ja geradezu nach einem Möbel wie FLATMATE. Für jemanden, der das Möbel noch gar nicht kennt: Was unterscheidet FLATMATE von anderen Sekretären?
MH: FLATMATE beschränkt sich auf die wirklich wichtigen Funktionen des zeitgemäßen heimischen Arbeitens: Stauraum, Außenabmessungen und innere Organisation sind so optimiert, dass der Nutzer auf geringstmöglicher Fläche ein vollständig ausgestattetes Funktionsmöbel erhält. Der lediglich 12,5 cm tiefe Korpus erschließt Raumbereiche, die für einen herkömmlichen Sekretär keinerlei Platz bieten: Egal ob es der schmale Flur, die Restfläche hinter der Schlafzimmertür oder eine Nische in der Küche ist: FLATMATE verwandelt diese ansonsten nur schwer nutzbare Zone unserer Wohnung auf unauffällige Art und Weise in einen funktional-unauffälligen Ort für das Arbeiten daheim: Vor allem verfügt er jedoch über eine Art „eingebauten Feierabend“: Ist das Tagewerk vollbracht, wird die integrierte LED Beleuchtung ausgeschaltet, das Möbel zugeklappt - und nichts erinnert mehr an einen Arbeitsplatz… Man munkelt, dass unser Seniorchef, Dierk Müller, dich und den FLATMATE damals auf der IMM in Köln zuerst entdeckte und norddeutsch unaufgeregt auf den Entwurf reagierte. Magst du die Anekdote zum Besten geben?
MH: Tatsächlich hatte ich meinen Entwurf bereits im Jahr zuvor auf einem eigenen kleinen IMM Stand gezeigt; anscheinend war FLATMATE jedoch damals ein wenig seiner Zeit voraus, denn die Resonanz hielt sich in Grenzen. Erst nachdem ich im Erscheinungsjahr des ersten iPads das Möbel um eine Halterung für das Tablet ergänzt hatte, wurde das Messepublikum auf FLATMATE aufmerksam und einer der zahlreichen Besucher auf meinem Stand war eben Dierk Müller: Ich habe noch sehr bildhaft vor Augen, wie er sich die Hände auf dem Rücken verschränkt leicht nach vorne beugte und über seine Lesebrille hinweg mit gewissem Abstand meinen Prototyp betrachtete. Anschließend murmelte der Senior (mit einem unverkennbar norddeutschen Akzent) die entscheidenden Worte: „Das ist aber interessant!“ Mir war damals natürlich nicht bewusst, dass dieser kleine Moment ein wichtiger Meilenstein in FLATMATES Karriere sein würde….
zum Interview auf Archiproducts
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